10 Minuten

Aksel Lund Svindal: Noch immer unter Strom

Aksel Lund Svindal gehört mit seinen zwei Olympiasiegen, fünf Weltmeistertiteln und insgesamt 36 Erfolgen im Weltcup zu den erfolgreichsten Skirennfahrern aller Zeiten. Ein Gespräch über Tradition und neue Herausforderungen.
©

Porsche AG

Aksel Lund Svindal, 40 Jahre, geboren in Loerenskog, Norwegen, zweifacher Olympiasieger und fünfmaliger Weltmeister, hat sich 2019 aus dem Weltcup-Zirkus verabschiedet. Nach 18 Jahren, 36 Einzelsiegen, zwei großen Kristallkugeln für den Gewinn des Gesamtweltcups 2006/07 und 2008/09 sowie neun kleinen „Crystal Globes“ als Bester diverser Disziplinwertungen. Der Norweger ist eine Ski-Ikone. Charismatisch, im Abfahrtslauf furchtlos, dazu herausragend gut – und er hatte nie geplant, dass seine Karriere verfilmt wird. Doch genau das ist der Fall. Die Dokumentation feierte im Herbst Premiere, erst in seiner Heimat, dann Anfang November noch einmal in Salzburg. SkiEXCLUSIV hat mit Aksel Lund Svindal gesprochen. Über seine ebenso erfolgreiche wie bewegte Karriere mit einigen schweren Schicksalsschlägen, den Film „Aksel“ und das atemberaubende Projekt „The Porsche Jump“.

SkiEXCLUSIV: Aksel, zwei Jahre nach Ihrer mehr als atemberaubenden Karriere sind Sie meterhoch über einen Porsche Taycan Turbo. Sie stehen also immer noch unter Strom … 

Aksel Lund Svindal: Das ist schon eine große Ehre. Ich war sehr stolz, als man mit der Idee auf mich zukam, den Sprung von Egon Zimmermann aus dem Jahr 1960 nachzuahmen und damit auch Porsches Tradition mit der Zukunft zu verbinden. Ich kannte das alte Foto von Egon natürlich schon lange, so viele ikonische Fotos wie dieses gibt es ja nicht. Das ist auch gar nicht so einfach nachzumachen, weil es eigentlich nicht zu toppen ist. Aber das neue Foto ist uns offensichtlich auch gut gelungen, ich bekomme viel positive Resonanz und auch zahlreiche Anfragen, ob man das Bild kaufen kann. 

Wie wichtig ist Ihnen dabei das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz? Ich nehme an, Sie sind nicht grundlos über den Taycan, Porsches Stromer, gesprungen … 

Ich bin froh, dass der Taycan dafür ausgewählt wurde. Elektroautos werden ja zum Glück immer beliebter. Die Ladeinfrastruktur und die Reichweiten werden immer besser, und natürlich müssen wir dem Klima zuliebe umdenken und so schnell wie möglich umsteigen. Und ich finde, dass der Taycan mit seiner Sportlichkeit und dem Premium-Charakter auch dabei hilft, Elektroautos ein noch besseres Image zu verleihen. Aber auch als Fan älterer, vor allem der luftgekühlten 911er finde ich es wichtig, dass immer mehr E-Autos verkauft werden. Sonst werden Benziner irgendwann ganz verboten und die Klassiker sind nur noch im Museum zu bewundern. 

© Porsche AG

Generell muss bei einer solch spektakulären Aktion alles stimmen. Vorbereitung, Schneequalität, Wetter. Wie gefährlich war der Sprung im Endeffekt? 

Im Prinzip kann man es mit einem Sprung in der Abfahrt vergleichen. Wenn man einen Fehler macht, wird es natürlich gefährlich. Daher waren die Vorbereitungen auch sehr intensiv, schließlich wussten wir, dass wir den Sprung mehrmals machen müssen. Über zwei verschiedene Autos, in unterschiedlichen Sprunghaltungen und so lange, bis das perfekte Bild im Kasten ist. Dazu hatten wir zum Glück Sonnenschein, aber dadurch wurde der Schnee auch immer weicher und langsamer. Anlauf und Landung mussten also perfekt präpariert sein, damit auch beim 20. Sprung nichts schiefgeht. Die wirkliche Gefahr lauert dann unmittelbar vor dem Sprung. Wenn in der Luft etwas schiefgeht, stürzt man bei der Landung. Wenn aber vor dem Sprung etwas ­passiert, fällt man aus über fünf Metern auf die Straße oder das Auto. Auf den letzten zehn, fünfzehn Metern, auf denen man nicht mehr ­abbremsen kann, muss man also hochkonzentriert sein. 

Wie muss man sich das vorstellen, wie springen Sie ab? 

Man springt nicht wirklich kräftig ab, sondern hebt eher durch die Geschwindigkeit ab und versucht, seine aerodynamische Position beizubehalten. Hierbei lag die Herausforderung aber auch wieder in dem lässigen Sprungstil von Egon Zimmermann, der diesen Sprung ganz locker aussehen lässt. Abgesprungen bin ich ungefähr zwei Meter vor der Kante, da hatten wir eine kleine Schanze präpariert. Je nach Wind und Geschwindigkeit bin ich dann mal nur ein, zwei Meter nach der Kante auf der anderen Seite gelandet. Dann habe ich natürlich wieder mehr Anlauf genommen und dann ging es gleich zehn bis fünfzehn Meter weiter. 

© Porsche AG

Haben Sie während des Sprungs auch mal einen Blick auf das schöne Auto unter Ihnen werfen können? 

Ganz kurz mal, aber eigentlich muss man sich auf die Landung konzentrieren, den Punkt fixieren, an dem man landen möchte. Wobei ich sagen muss, dass der rubinrote Porsche 356, also das Modell, über das auch Egon damals gesprungen ist, besser zu sehen war als der blaue Taycan. 

Sie sind nicht einfach nur Porsche-Markenbotschafter, sondern auch großer Fan der Marke. Woher kommt diese Leidenschaft? 

Das fing ganz früh an bei mir. Ich hatte zwei Lieblings-Spielzeugautos, eines davon war ein silberner 911er. Ein cooles Auto. Ich habe mich dann im Laufe der Zeit immer mehr dafür interessiert und mich auch immer mehr über Porsche informiert. Je mehr ich wusste, umso enthusiastischer wurde ich. Das ist auch ein Grund, warum ich das alte Foto von Egon Zimmermann so gut kannte, ich habe ja alles über die Marke wissen wollen. Als ich 18 war, wollte ich dann unbedingt einen 911er haben – leider musste ich mich damals aus Kostengründen noch ein wenig gedulden. 

© Porsche AG

Welche Werte sind Ihnen bei einer Partnerschaft wie dieser oder zum Beispiel auch mit anderen Partnern wie dem Uhrenhersteller Longines wichtig? 

Beinahe jede Marke hat ja gewisse Werte. Die stehen dann oft auch nur plakativ auf der Homepage, und vielleicht sind es auch nur Lippenbekenntnisse, wofür eine Marke stehen will. Aber dann gibt es ja auch Marken, bei denen man seit jeher weiß, wofür sie stehen. Bei denen man weiß, dass eine Partnerschaft passt, dass man tatsächlich die gleichen Ziele verfolgt und, das ist mir auch sehr wichtig, dass beide Seiten von der Zusammenarbeit gleichermaßen profitieren. Das soll nicht vermessen klingen, aber ich möchte nicht das Image für irgendwen aufpolieren. Eins plus eins soll also immer mehr als zwei ergeben in dieser Rechnung. Da ist doch der Porsche Jump das beste Beispiel, so viel Aufmerksamkeit, wie die Neuauflage für die Marke und für mich erzeugt. Neulich hat mich beispielsweise auch Hermann Maier damit aufgezogen, dass Egons Sprunghaltung damals doch viel besser als meine gewesen sei (lacht). 

Einmal abgesehen von Ihren Partnern aus dem Premium-Segment oder bestimmten Produkten: Was bedeutet Luxus noch für Sie? 

Zeit zu haben. Zeit, in der man eigene Pläne umsetzen oder aber einfach spontan sein kann. Zum Beispiel so flexibel zu sein, morgens aus dem Fenster zu schauen und bei gutem Wetter kurzerhand zum Skifahren zu gehen oder eine Skitour zu machen. Von diesem Luxus möchte ich mehr. Als aktiver Athlet habe ich mich darauf gefreut, nach der Karriere endlich mehr Zeit zu haben. Jetzt aber sehe ich, dass das keinesfalls selbstverständlich ist. Vielleicht sage ich bei Anfragen auch zu oft Ja, aber ich habe nun einfach viele spannende Projekte, arbeite mit interessanten Persönlichkeiten zusammen und lerne dabei auch viel dazu. 

© Porsche AG

Sie sprechen Ihre Zeit als Aktiver an, wie sehr vermissen Sie als „Skirentner“ den Weltcup-Zirkus? 

Mit der Mannschaft unterwegs zu sein, das gemeinsame Training, einfach dieses Gemeinschaftsgefühl und die gegenseitigen Herausforderungen, immer besser zu werden, vermisse ich sehr. Klar, der Sport an sich, die vielen Reisen, der Druck, all das war auch anstrengend, auch für den Kopf. Aber Sportler zu sein, war immer mein Traum, daher bin ich froh, dass ich mich so lange auf diesem Level messen konnte. 

Welche Herausforderungen, sportlich wie beruflich, suchen Sie heute?  

Ich versuche zum Beispiel stetig, mich beim Windsurfen zu verbessern. Jetzt habe ich sogar das Wingfoiling begonnen. Eine neue Art des Surfens, bei der man mit einer Art Flügel und durch ein Foil unter dem Surfboard gewissermaßen über dem Wasser schwebt. Das reizt mich. Beruflich habe ich gerade eine eigene Skibekleidungskollektion gelauncht, und ich unterstütze unter anderem auch Tech-Start-ups, die versuchen, smarte und nachhaltige Lösungen für die aktuellen und zukünftigen Probleme unseres Planeten zu finden. 

© Porsche AG

Wie sieht es mit dem Skisport aus? 

Ich fahre nach wie vor viel Ski, muss das aber sehr klug planen und darf wegen meines Knies nicht übertreiben. Daher gehe ich gerne ganz frühmorgens auf die Piste, wenn es noch perfekt präpariert und leer ist. Mittags höre ich dann auf, mache Langlauf oder fahre nur noch ganz locker. 

Wo fährt Aksel Lund Svindal heute am liebsten? 

Am liebsten natürlich da, wo die Bedingungen gerade am besten sind, gut präpariert oder viel Tiefschnee. Leider kann man sich das ja nicht immer aussuchen, schon gar nicht in Corona-Zeiten. Deshalb war ich wieder viel in Norwegen unterwegs, das hat mir wirklich sehr gut gefallen. Natürlich sind die Skigebiete nicht so groß wie in den Alpen, aber da war ich ja die letzten 20 Jahre auch genug unterwegs. Jetzt freue mich aber auch wieder auf die Alpen und zum Beispiel auf Courchevel. Coole Pisten – steil, aber nicht zu schwierig für normale Skifahrer. In Österreich gibt es so viele tolle Skigebiete, dass es fast schwierig ist, da welche herauszupicken. Und wegen der Landschaft und vor allem wegen des italienischen Essens liebe ich es, in Südtirol und im Trentino Ski zu fahren. 

© Porsche AG

Wer nun noch mehr über den Menschen Aksel Lund Svindal erfahren will, sollte ins Kino gehen: Ein Filmteam begleitete Sie in Ihren äußerst spannenden letzten drei Karrierejahren. Worauf dürfen sich die Zuschauer und Skifreunde freuen? 

Der Zuschauer ist quasi überall dabei. Im Training, bei den Olympischen Spielen und bei Weltcuprennen. Auch im Krankenhaus nach meiner schweren Verletzung. Da habe ich gar nicht gemerkt, dass ich gefilmt wurde, weil ich nach der OP noch so unter dem Einfluss von Schmerzmitteln stand. Das Feedback, das ich bisher erhalten habe, ist toll. Die Leute freuen sich über den intensiven, ja intimen Blick hinter die Kulissen des Ski-Zirkus. 

Klingt nach einer sehr engen Zusammenarbeit mit dem Filmteam … 

Das Team war wirklich sehr lange und sehr nah an mir dran, das stimmt. So eng und auf Schritt und Tritt begleitet zu werden, war durchaus anstrengend. Jetzt bin aber froh, dass wir das konsequent durchgezogen haben. Das alles war möglich, weil es gute Freunde von mir sind, denen ich komplett vertraue, und weil es klein ­angefangen hat. Wir haben lange nicht gewusst, worin das münden würde. Es kristallisierte sich aber wirklich ein tolles Projekt heraus. Natürlich hätte ich mir den Kreuzbandriss auf der Streif 2016 gerne gespart, so musste ich mich aber zurückkämpfen. Das Team hat gewittert, dass da eine spannende Comeback-Story drinsteckt, hat dann selbst auch immer mehr investiert. 

Hatten Sie seit Ihrem Karriereende Zeit, Ihr lange geplantes Freeride-Abenteuer mit Ihrem Vater anzugehen? 

Da möchte ich gar nicht zu viel verraten, nur so viel: Im Film sieht man, ob das geklappt hat. (lacht) 

Vielen Dank für das Gespräch, Aksel Lund Svindal! 

© Porsche AG
© Porsche AG

The Porsche Jump

1960 sprang der österreichische Skirennläufer und spätere Olympiasieger Egon Zimmermann über einen rubinroten Porsche 356 B – Fotograf Hans Truöl fotografierte ihn dabei. Die Schwarz-Weiß-Fotografie trägt den ironischen Untertitel „Als er die Abkürzung nimmt“ und entstand, direkt nachdem der Flexenpass in der Nähe von Zürs von einer Lawine freigeräumt worden war. 2021 hat Porsche die ikonische Fotografie nun neu aufgenommen. „The Porsche Jump“ zeigt den zweifachen Olympiasieger Aksel Lund Svindal, wie er am Tiroler Timmelsjoch über einen Porsche Taycan Turbo springt, der zwischen haushohen Schneewänden steht. Das Sprungfoto von Stefan Bogner ist die moderne Neuinterpretation der historischen Schwarz-Weiß-Aufnahme und soll zeigen, wie Porsche Vergangenheit und Zukunft interpretiert: Traditionen wahren, dennoch Neues wagen und mutig vorangehen. 

Das könnte Dir auch gefallen

Der Genuss Botschafter - Spitzenkoch Johann Lafer im Interview
Nach Lehrjahren bei Köchen wie Eckart Witzigmann sowie Jörg und Dieter Müller beweist der Sternekoch Johann Lafer seit über 40 Jahren, dass er ein Meister seines Faches ist. Der in der Steiermark geborene Spitzenkoch lebt geradezu für den guten Geschmack liebt auch beim Skifahren die Vielfalt und den Genuss.
9 Minuten
2. Feb 2023
Intensiv genießen - Finale Grande - Faszination Sonnenskilauf
Für viele Wintersportfreunde ist die Zeit des Sonnenskifahrens die schönste Zeit der Saison. Die Temperaturen steigen, die Tage werden länger – mehr Zeit für Genuss. Viele Skigebiete locken gerade im Frühjahr mit Top-Events und speziellen Angeboten. Wir haben uns umgehört und 15 tolle Sonnenski-Tipps zusammengestellt.
14 Minuten
Schwingen und Schlemmen - Genuss-Skiurlaub im Bregenzerwald
Es gibt Regionen in den Alpen, wo die Berge höher in den Himmel wachsen und die Skigebiete noch größer sind als im Bregenzerwald. Aber an nur wenigen anderen Orten lässt sich nach dem entspannten Carven und Cruisen so gut speisen und so stilvoll in intakten Dörfern wohnen.
9 Minuten
21. Mär 2024
Powdern zwischen Tirol und Salzburg - Tiefschneeabenteuer in der Zillertal Arena
150 Pistenkilometer, zwei Bundesländer und endlose Tiefschneehänge – das ist die Zillertal Arena. Während in vielen benachbarten Skigebieten die Offpiste-Varianten häufig schon wenige Stunden nach dem letzten Schneefall zerpflügt sind, findet man hier auch ein bis zwei Tage später noch jungfräuliches Powderterrain.
9 Minuten
21. Mär 2024