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Auf Skisafari in Südtirol

Südtirol XL – vier Skigebiete in vier Tagen. Auf einer Skisafari durch die Dolomiten geht es für unseren Autor auf Entdeckungstour. Skispaß in Hülle und Fülle. Vielfältiger Pistenspaß trifft kulinarische Hochgenüsse: Drei Zinnen, Kronplatz, Alta Badia und Gröden – vier Traumdestinationen im Zeitraffer.
Zwei Skifahrer auf der Piste in Südtirol.
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IDM Südtirol/Alto Adige/Alex Filz

Wir rasen auf einem Skidoo durch die Dunkelheit. Es geht eine recht steile Piste hinauf. Links und rechts gleiten schemenhaft Bäume vorbei. Die Strecke schlängelt sich den Berg hoch. Andauernde Richtungswechsel, schmale Kurven, gefolgt von langen Geraden, teilweise kommen wir Abgründen recht nah. Als wir eine Piste kreuzen, neigt sich der Skidoo leicht nach links. Im Tal sind die Lichter des beschaulichen Südtiroler Ortes Innichen auszumachen. Ich klammere mich an den Fahrer. Bei dem ganzen Gehoppel habe ich zwischenzeitlich etwas Sorge, vom Schneemobil zu plumpsen. Hinter mir reihen sich weitere Mitfahrer auf dem länglichen Sitzpolster des Skidoos auf. Immer wieder heult der Motor auf, ein wackelnder Scheinwerfer weist uns den Weg. Ein krasser Gegensatz zu der ansonsten nur von Sternen und Mond beschienenen ruhig daliegenden Landschaft.

Nach einer Weile sind die Lichter einer Hütte im Wald auszumachen. Unser Ziel für den Abend, die Jora-Hütte, kommt schnell näher. Als wir schließlich anhalten herrscht Stille. Gäste des Pasta-Restaurants Jora Mountain Dining werden zum Abendessen jeweils mit dem Schneemobil abgeholt. Anders ist die Hütte im Winter auch kaum zu erreichen. Diese Aufgabe erledigt der Vater des Familienbetriebes Huber jeden Abend zuverlässig. Sein Sohn Markus ist der Chefkoch, seine Frau und Mutter sind im Service tätig. Die Hütte selbst ist urig eingerichtet und besticht durch einen besonderen Charme. Und so starten Jan, der als Fotograf auf dieser Reise mit von der Partie ist, und ich mit einem außergewöhnlichen Pasta-Dinner in unsere Skisafari Südtirol. In den kommenden Tagen stehen vier Skigebiete sowie hunderte Pistenkilometer auf dem Programm. Umrahmt werden unsere Carvingkünste von kulinarischen Höhenflügen. Südtirol eben: Skiglück Galore – Pistenspaß und Genuss in Hülle und Fülle.

Nachhaltig reisen - mit dem Zug ins Skigebiet

Die Reise beginnt am Kölner Hauptbahnhof. Es ist frühmorgens. Der Tag – Weiberfastnacht. Für Kölner ein Heiligtum. An Karneval fährt eigentlich niemand weg. Aber für Ski-Enthusiasten ist es eine Möglichkeit, sich ein paar Tage im Schnee zu gönnen. Anstatt des Autos wurde der Zug als Reisemittel gewählt. Generell meine bevorzugte Art zu reisen, zumindest innerhalb Deutschlands. Nun also Südtirol. Von der Rheinmetropole ist es mit dem Auto mitunter ein ziemlicher Ritt, der mit Fernpass und Brenner zwei zeitlich schlecht kalkulierbare Nadelöhre im Gepäck hat. Verschenkte Zeit. Braucht kein Mensch. Ein Grund mehr, den Zug als Kutsche ins europäische Ausland auszuprobieren. Bahnreisen bringen für mich mehr Vorteile als Nachteile mit sich. So kann ich mich anderen Dingen als der Konzentration aufs Fahren widmen. Arbeiten, ein Buch lesen oder einfach schlafen. Zudem lässt sich das Reisen an sich anders erleben. Reisen wird bewusster.

Ein bestimmter Zugreise-Trick hilft mir zusätzlich, schnellstmöglich ans Ziel zu kommen: Direktzüge auswählen, umsteigen möglichst vermeiden. So simpel, so gut. Für den Weg nach Südtirol bedeutet dies: ohne Umstieg nach München und von dort aus weiterreisen. So viel sei verraten: Dieser „Life-Hack“ funktionierte auf Hin- und Rückweg perfekt. München gilt als Umsteigebahnhof in den Süden. Ab hier geht’s mit der ÖBB weiter. Zunächst in Richtung Innsbruck, dann über den Brenner. Schließlich Franzensfeste, unser Umsteigebahnhof in Südtirol. Nach kaum zehn Stunden erreichen wir völlig entspannt Innichen, atmen herrliche Bergluft. Angekommen.

Personen mit Ski neben einem Zug an einem Bahnhof.
© IDM Südtirol/Alto Adige/Manuel Kottersteger

Skipisten für jeden Geschmack

Die wundervolle Kleinstadt Innichen liegt auf rund 1.000 Metern und ist in jedem Fall einen Besuch wert. Zudem dient der Ort als idealer Ausgangspunkt, um ins Skigebiet Drei Zinnen einzutauchen. Prachtvoll herausgeputzte Gebäude und die zahlreichen Kirchen erzählen den Besuchern von religiös geprägten vergangenen Zeiten, als der Ort als Zwischenstopp einer römischen Handelsroute von Süden nach Norden Bekanntheit erlangte. Einladend und nett anzuschauen. Der Ort selbst hat mit dem Haunold einen Haushang zu bieten. Das tägliche Nachtskifahrangebot wird gerade von den Einheimischen angenommen.

Das Gebiet Drei Zinnen ist von Innichen aus entspannt mit dem Skibus zu erreichen. Eine kurze Fahrt nach Vierschach, dann mit der Gondel hoch. Skifans erwartet durchaus anspruchsvolles Terrain. So lockt die Holzriesepiste mit einer Steilheit von 71 Prozent. Damit zählt sie zu den steilsten Pisten Südtirols. Die Abfahrt erlebe ich in einem perfekten Zustand. Auf dem Steilhang lässt sich mit gutem Gefühl carven. Das freigesetzte Adrenalin pusht zusätzlich. Endlich wieder auf Brettern stehen. Die Präparationsmeister in Südtirol haben ganze Arbeit geleistet. Dies gilt für sämtliche Abfahrten der vier von mir bereisten Destinationen. Dabei kommt auf die Pistenraupenfahrer in diesen Zeiten eine besondere Aufgabe zu. So liegt in meiner Reisezeit Mitte Februar kaum Schnee in den tiefen Lagen, seit Weihnachten hat es nicht mehr geschneit. Die Schneeverhältnisse machen den Einsatz von Schneekanonen unerlässlich, das technisch produzierte Weiß will in den Nächten dann gut verteilt werden, damit die Gäste am nächsten Tag Toppisten vorfinden.

Mehr als nur Skifahren in Südtirol

Aufgrund der Wärme im letzten Winter sieht die Planung für die Skitage folglich etwas anders aus. Sehr früh raus, ab Mittag langsam das Pensum runterschrauben und etwas früher mit dem Après-Ski starten. Je nach Tallage und Sonneneinstrahlung lässt sich an „warmen“ Tagen noch am Nachmittag der ein oder andere Pistenkilometer abreißen. Ein paar Wochen später drehen sich die Verhältnisse dann komplett. Ende März und April schneit es in der Region so viel wie schon lange nicht mehr. Für alle Osterskifahrer ein großes Glück.

Die Regionen passen sich den veränderten Klimabedingungen an, bieten mehr und mehr Alternativen rund um das Skifahren. Ob Aktivitäten wie Schneeschuhwandern, ein Museumsbesuch oder Wellness. Ein Skiurlaub in den Dolomiten lässt sich immer mit anderen tollen Erlebnismöglichkeiten verbinden. Als Geschenk obendrauf gibt es die grandiose Landschaft. Jedes Skigebiet kann dabei mit individuellen Ausblicken locken. Ob die markanten Spitzen der Drei Zinnen oder Langkofel in Gröden – die Dolomiten sind nicht ohne Grund zum UNESCO-Welterbe erklärt worden.

Zwei Skifahrer mit Blick auf verschneite Berge in Südtirol.
© 3 Zinnen/Kottersteger 2020

Gourmetfreuden für Skifreunde

Wer viel sportelt, darf sich belohnen. Dieses Prinzip haben die Südtiroler Restaurantbetriebe verinnerlicht und bieten ein hohes Maß an Genuss. Die Einzigartigkeit der regionalen Küche ist längst kein Geheimtipp mehr. Aus der ganzen Welt reisen Menschen an, um Landschaft und Kochkunst zu genießen. Und so hinterlassen die Tage vor Ort erneut einen lang nachhallenden Eindruck. Ob klein oder etwas größer, uriger oder modern, die Restaurantwelt in dieser Region der Alpen darf schlichtweg als einzigartig beschrieben werden. Mittäglicher Thunfisch-Tatar, serviert in der Luis Alm in Sexten, ist dabei genauso möglich wie die Knödeltris der Daniel Hütte in Gröden, ein Tomahawk-Steak im Rifugio Scotoni auf halber Strecke der Lagazuoi-Runde oder ein Gourmet-Menü im Restaurant alpiNN am Kronplatz. Letzteres bietet mit seiner architektonischen Verbindung zum lohnenswerten Lumen-Museum eine besondere kulturelle Note.

Überhaupt der Kronplatz. Für mich neben Drei Zinnen ein neues Skigebiet. Beide Gebiete überzeugen mich mit ihrer Vielfalt, besonders jedoch mit den sportlichen Pistenvarianten. Die Herausforderungen anspruchsvollerer Abfahrten sind einfach zu reizvoll. Carven in sportlichster Form. Eine gute Technik bringt hier klare Vorteile. Für Anfänger sind diese Pisten jedoch, um es gelinde auszudrücken, eine knackige Herausforderung. Am Kronplatz bietet sich zudem die Möglichkeit, sein Fahrkönnen auf einer echten Weltcup-Piste zu testen: Die „Erta“ bietet auf knapp anderthalb Kilometer Länge teilweise 61 Prozent Gefälle. Eine Chance, die ich mir nicht entgehen lasse. Weltcup-Pisten begleiten mich auch an den weiteren Tagen. Mit der „Gran Risa“ in Alta Badia oder der „Saslong“ in Gröden lässt sich für einen kurzen Moment Racing-Atmosphäre tanken. Gerade an den Vormittagen sind die schwarzen Könnerpisten ausgezeichnet befahrbar – gegen Mittag geht der ungetrübte Fahrspaß in den entstandenen Buckeln etwas verloren.

Traumhafter Abschluss mit der Lagazuoi-Runde

Ein Muss für Fans von Ski-Panoramarunden: die Lagazuoi-Runde in Alta Badia. Aus meiner Sicht neben der Sellaronda die wahrscheinlich schönste Skirunde in den Dolomiten. Die Runde startet unterhalb des Großen Lagazuoi-Gipfels. Der Weg dorthin: Über die Pisten Alta Badias geht es nach San Cassiano. Von dort fahren Sammeltaxis die Gäste zu einer Gondelstation. Von der Bergstation lässt sich auf rund 2.800 Metern ein Großteil der Dolomitenwelt bestaunen. Durch einsame Schluchtenlandschaften geht es schließlich talwärts. Eine Traumabfahrt zum Abschluss meiner Tage in Südtirol. Wie könnte ein Skiurlaub besser enden?

Als ich wieder im Zug nach Köln sitze, lasse ich die Tage Revue passieren. Für mich neue Destinationen wie Drei Zinnen und Kronplatz haben sich mit älteren Erfahrungen aus Alta Badia und Gröden zu einer großen Wolke aus Skiglück vermischt. Wo ich wieder hinfahren möchte? Diese Entscheidung muss ich Gott sei Dank nicht in diesem Moment fällen. Am besten fahre ich alles noch einmal genauso ab. Dann mit der Familie.

Skifahrer mit Blick in Richtung Berge und Bäume in Südtirol.
© Jan Brockhausen

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