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Mit letzter Kraft die Nordrinne der Ahornspitze: Lasst immer Reserven im Tank!

In der aktuellen Ausgabe seiner Kolumne erzählt Freeride-Profi Roman Rohrmoser, warum man auf einer Skitour auch immer Reserven für Unvorhersehbares einplanen sollte.
Aufnahme eines Freeriders bei Abfahrt im Tiefschnee.
©

Andreas Monsberger

Es gibt Tage, die sind wie ein Geschenk des Himmels für jeden Abenteurer. Einer dieser Tage war der Nachmittag im Februar, als wir die Besteigung und Befahrung der Ahornspitze wagten. Das Versprechen von perfektem Powder und einer Abfahrt mit knapp über 1.000 Höhenmetern weckte unsere Abenteuerlust, und so begann ein unvergessliches Erlebnis.

An der Bergstation der Ahornbahn hoch über Mayrhofen geht es mit den Fellen los. Mit einem Blick auf den wolkenlosen Himmel und die frische Schneedecke unter unseren Ski können wir die Vorfreude förmlich spüren.

Neben LVS-Ausrüstung, Jause und Tee habe ich zum Abseilen noch zwei 60-m-Seile im Gepäck. Dass ich die schlussendlich bis ganz oben selbst tragen musste, weiß ich zu dem Zeitpunkt noch nicht ...

Der Aufstieg zur Ahornspitze erfordert massive Spurarbeit. Jeder Schritt ist eine Herausforderung, und der Pulverschnee unter unseren Ski lässt uns mit jedem Meter mehr in Ehrfurcht erstarren. Der Berg scheint in seiner unberührten Schönheit auf uns herabzublicken.

Nach schweißtreibenden zweieinhalb Stunden erreiche ich schließlich den Gipfel. Mone, mein Filmer und Fotograf, bleibt auf dem Grat gut 350 Höhenmeter tiefer und lässt die Drohne steigen. Die Aussicht von hier oben ist atemberaubend. Ich kann sie jedoch nicht wirklich genießen, da ich ziemlichen Zeitdruck habe, um die Rinne in gutem Licht noch abzufahren. Dazu plagen mich massive Krämpfe in den Beinen. Ich bin bei einer der letzten Kletterpassagen abgerutscht und habe mich nur mit Mühe noch festhalten können, dadurch hat es mir in beide Beine so massiv einen Krampf reingezogen, dass mir kurze Zeit ganz schwarz wurde vor Augen.

Das Abseilen in die Nordrinne funktioniert dagegen einwandfrei. Da weiß ich plötzlich, warum ich die recht schweren Seile dabei habe. Endlich kann ich auch losfahren und vergesse für die ersten Schwünge wie extrem fertig ich eigentlich bin. In der Rinne liegen bis zu 60 cm Neuschnee. Eigentlich ein Wunder bei der krass schneearmen Saison 2022/23. Aber nach ungefähr der Hälfte der 1.000-Höhenmeter-Abfahrt fangen meine Beine wieder an, sich zu verkrampfen, jeder Schwung ist eine Herausforderung.

Powdertag mit Happy End

Am Ende des Tages bin ich mehr als froh als ich gesund und ohne Sturz wieder daheim bin – im Warmen. Der Gegenanstieg zurück zur Piste und die darauffolgende Abfahrt haben mir die letzten Reserven geraubt und in Summe habe ich am Ende des Tages mehr als 2.000 hm in den Beinen – mit meinen recht fetten Powder-Latten!

Aber rückblickend muss ich sagen: Der Tag an der Ahornspitze war einer der wenigen Powdertage des Winters, der wirklich Top-Bedingungen von früh bis abends hatte und wir wollten das Beste rausholen. Dass ich mich schlussendlich so überschätzt habe, macht mir im Nachhinein schon etwas Angst. Wäre noch irgendeine Kleinigkeit wie etwa ein Sturz oder eine Verletzung dazu gekommen, dann wäre der klirrend kalte Abend sicher anders ausgegangen ...

Ich habe daraus gelernt, dass man am Berg immer Reserven für Unvorhersehbares übrig lassen sollte, niemals bis zum Anschlag verausgaben. Das Schlimmste (neben den Krämpfen) war für mich die Kälte, denn die kühlt einen so schnell runter, da ist gleich Schluss mit Lustig und man ist innerhalb weniger Minuten in äußerst kritischem Zustand!

Also bei der Tourenplanung lieber ein paar Reserven einplanen. Ich weiß, wovon ich rede!

Bleibt gesund, euer Roman

Roman Rohrmoser ist nicht nur für seine herausragenden Ski-Skills bekannt, sondern auch für die Liebe zu seiner Heimat, dem Zillertal. Wenn er nicht genau dort die Natur genießt, ist der Freeride-Profi in der ganzen Welt unterwegs, solange er Schnee und Berge findet. An dieser Stelle teilt er mit uns einige außergewöhnliche Ski-Erlebnisse.

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