Wie war der Skiurlaub? – Schmerzhaft! – Beinbruch? – Nein, Augen nicht genug geschützt! Skifahrer ohne Skibrille sind heute selten auf der Piste, doch man sieht sie besonders bei bewölktem Himmel immer wieder. Aber nicht nur diese Spezies (ski)läuft Gefahr, vorzeitig Sehkraftverluste zu erleiden. Auch ungeeignete Gläser und schlecht sitzende Skibrillen bergen Risiken.
Beim Skifahren gilt es, die Augen bei jeder Witterung mit einer Skibrille zu schützen, die bestimmte Leistungskriterien erfüllt. Fehlendes Blendempfinden ist kein Index für niedrige Belastung mit den im Sonnenlicht enthaltenen ultravioletten Strahlen (UV). Wolken lassen die augenschädigenden UV-A- und UV-B-Anteile der Sonnenstrahlung bis zu 90 % passieren. Durch Reflexion und Streuung im Schnee potenziert sich die Strahlenwirkung. Zudem erhöht sich die UV-Belastung pro 1.000 Höhenmeter um rund 20 %. Das Tragen einer vernünftigen Schneebrille gehört in den Bergen also zum Standard-Augenschutz!
Breites Schadensspektrum
Gleißendes Sonnenlicht blendet – ohne dunkle Skibrille geht da nichts. Ist der Himmel bewölkt, schreien die Augen nicht gleich nach Verdunklung und lassen vergessen, was die unsichtbaren UV-Strahlen in unzureichend geschützten Augen anrichten können. Das beginnt mit Binde- und Hornhautentzündungen, geht über „Schneeblindheit“, Sonnenbrand und Hautkrebs an den Lidern bis hin zu schweren Netzhautschäden (Makula-Degeneration) und Augenkrebs – ja, den gibtʼs wirklich! Das Schadensspektrum ohne entsprechenden Augenschutz kann also enorm breit sein.
Dunkel = sicher? Von wegen!
Den einzig wirksamen Augenschutz beim Skispaß im Schnee bietet eine Skibrille, die bestimmte Qualitätsmerkmale erfüllt. Und da gilt es gleich, eine der größten Fehlannahmen auszuräumen. Die Assoziation „dunkel = sicher“ ist trügerisch. Der Tönungsgrad einer Schneebrille sagt rein gar nichts über ihre UV-Filterleistung aus! Das Schadensspektrum bei mangelhaftem Augenschutz umfasst:
- Binde- und Hornhautentzündungen
- Schneeblindheit (Hornhautschaden)
- Makula-Degeneration (irreparables Absterben von Lichtsinneszellen)
- Vorzeitige Linsentrübung ("grauer Star")
- Augenkrebs (Aderhautmelanom, Retinoblastom)
Schneeblind - Sonnenbrand im Auge
Was der Volksmund „schneeblind“ nennt, heißt im Fachjargon „aktinische Keratopathie“ (griech. Aktis: Strahl, keras: Horn) oder „Photokeratitis“. Das bedeutet so viel wie „strahlen- oder lichtinduzierte Hornhautschädigung“. Die Hornhaut ist der glasklare vordere Teil der Augapfelhülle. Sie ermöglicht einfallenden Lichtstrahlen den ungetrübten Eintritt, hat lichtbrechende Funktion, dient aber vor allem auch dem Schutz der sensiblen Lichtsinneszellen auf der Netzhaut. Die äußeren Hornhautschichten absorbieren nämlich große Anteile der gefährlichen UV-A- und UV-B Strahlung. Beim Skifahren ohne geeignete Skibrille können hohe UV-Intensitäten auch an bedeckten Tagen teils irreparable Hornhautschäden verursachen. Die äußeren Schichten quellen auf (Ödeme) und die Zellen „verbrennen“ regelrecht. Mit 3- bis 12-stündiger Latenz kommt es zu einer typischen Symptomatik:
- (starke) Augenschmerzen
- Fremdkörpergefühl
- Tränenfluss
- Augenrötung (Bindehautentzündung)
- geschwollene Lider, Lidkrämpfe
Aufgrund möglicher Langzeitschäden bei mangelndem Augenschutz, ist der Augenarztbesuch dringend angeraten. Häufige Hornhautentzündungen können Vernarbungen zur Folge haben, die manchmal augenchirurgisch versorgt werden müssen. Die Standardbehandlung umfasst schmerzstillende und abschwellende Augentropfen sowie antibiotische Salbe. Zwei bis drei Tage mit kühlendem Umschlag im abgedunkelten Zimmer dauert es auch bei einem Verlauf mit „Happy End“ – ärgerlich, vor allem, da es doch so leicht vermeidbar gewesen wäre! Aber manche bittere Erfahrungen müssen einige Menschen leider auf die schmerzhafte Tour machen. Sonnenbrand im Auge ist kein Kinkerlitzchen.
Prävention: Grauer Star
Prävention, also Vorbeugen, ist auch beim Skifahren eine wichtige Sache. Der graue Star – die Trübung der Linse – ist eine der häufigsten Augenerkrankungen. Allerdings schränkt er das Sehvermögen gewöhnlich erst im achten Lebensjahrzehnt störend ein. Die einzig wirksame Therapie ist der operative Tausch der getrübten gegen eine Kunstlinse. Wer als junger Skifahrer seine Augen nicht hinreichend schützt, steigert sein Risiko, dass schon lange vor dem 70. Geburtstag ein Grauschleier die Sicht vernebelt und der Augenchirurg die Messer wetzen muss. Der graue Star ist die Folge des Auskristallisierens von Eiweißen der Augenlinse. Auch dieser Prozess wird durch UV, das auf eine ungenügend abgeschirmte Linse fällt, getriggert – man merkt es nur spät.
Tönungsstufen - kein UV-Schutz
Gläser für Skibrillen gibt es in verschiedenen Farb- und Tönungsstufen, die für das Blendempfinden relevant sind. Im Angebot für Skibrillen und Sonnenbrillen sind fünf Helligkeitsfilter-Kategorien (Cat 0 bis 4). Die Stufen 0 und 1 bezeichnen Gläser ohne bzw. mit sehr geringem Helligkeitsfilter, für die Skipiste auch an bedeckten Tagen eher ungeeignet. Kategorie 2 und 3 filtern 60 bis 80 Prozent der Helligkeit heraus. Cat 4 steht für über 90-prozentige Helligkeitsabsorption – bei Sonne, Schnee und Höhe die richtige Option. Das große Aber: Die Einteilung in Cat 0 bis 4 hat keine Bedeutung für den UV-Schutz! Es gibt sehr dunkle Cat 4-Gläser, die bei gleißendem Sonnenlicht jegliche Blendung nehmen, aber UV-Strahlen nahezu ungebremst hindurchlassen. Dieser Fall ist im wahrsten Sinne des Wortes „brandgefährlich“, da sich die Pupillen hinter dunklen Schneebrillen-Gläsern weit stellen und den UV-Strahlen den Weg zur Netzhaut öffnen.
UV-Schutz: UV-400- und CE-Label
Die bis zur Erdoberfläche vordringenden UV-A- und -B-Strahlen umfassen einen Wellenlängenbereich von 280 bis 400 Nanometer (A: 400–315, B: 315–280). Für wirksamen UV-Schutz beim Skifahren muss eine Schneebrille daher diese Wellenlängen herausfiltern. Beim Kauf einer entsprechenden Skibrille gilt es auf eine „UV 400“-Kennzeichnung und am besten auch auf ein CE-Siegel zu achten. Damit bürgt der Hersteller für die Einhaltung der EU-Richtlinien zum UV-Schutz. Vor Fälschungen dieses Siegels ist man leider nicht gefeit, insbesondere wenn man die Sonnenbrille zusammen mit der „echten Rolex“ beim fliegenden Händler am Strand erwirbt. Wer sichergehen will, kann die UV-Filterleistung seiner Brille beim Optiker testen lassen.
In den letzten Jahren ist zudem die potenziell augenschädigende Wirkung der blauen Sonnenlichtanteile in den Fokus gerückt. Die verfügbaren Studien liefern noch keine belastbaren Erkenntnisse. Daher gibt es bislang keine EU-Richtlinien für Blaulichtfilter in Sonnenbrillen. Auf handelsüblichen Modellen stehen in der Regel keine Angaben zum Blaulichtschutz. Wer empfindliche Augen hat, sollte sich vom Augenarzt zu adäquatem Augenschutz beim Skifahren beraten lassen.
Passform und Abschirmung
Auf der Piste soll auch das Outfit stimmen. Aber beim Augenschutz dürfen modische Aspekte nicht „die erste Geige spielen“. Passform und Abschirmung sind wichtige Faktoren. Neben gutem Sitz und richtigem Abstand zwischen Auge und Glas ist auf gute seitliche Abschirmung zu achten. In letzterem Punkt weisen viele nicht für das Skifahren konzipierte Skibrillen erhebliche Mängel auf. Unter den stark reflektierenden Bedingungen beim Skifahren können seitlich einfallende UV-Strahlen erheblichen Schaden anrichten, der sich mitunter erst Jahre später bemerkbar macht.
Besserer Augenschutz: Selbsttönende Gläser
Für jene Skifahrer, die große Probleme mit wechselnden Lichtverhältnissen auf der Piste haben, lohnt vielleicht ein tieferer Griff in die Tasche, um sich für eine Skibrille mit selbsttönenden Gläsern zu entscheiden. Diese Funktion, „Fototropie“ („Lichtwendung“) genannt, beruht auf einer chemischen Reaktion winziger fotoaktiver Moleküle, die in die Brillengläser eingearbeitet sind und schnell auf wechselnde Lichtverhältnisse mit Verdunklung oder Aufhellung reagieren. Da die fotoaktiven Moleküle speziell auf Veränderung der UV-Intensitäten reagieren, sind selbsttönende Gläser praktisch immer mit UV-Filtern ausgestattet.
Richtige Ernährung: Effektiver Schutz von innen
„Schon mal einen Hasen mit Brille gesehen?“ Generationen von Müttern haben ihren Nachwuchs mit dieser Scherzfrage vom Nutzen des Karottenverzehrs zu überzeugen versucht. Schließlich ist Betacarotin als Vorstufe von Vitamin A für den Aufbau der Sehpigmente (Rhodopsin/hell-dunkel, Iodopsin/Farbsehen) essenziell. Ein Vitamin-A-Mangel macht sich beim Skifahren primär durch Sichtprobleme bei nachlassender Helligkeit (dunkle Wolkendecke) bemerkbar.
Gelb-orange Gemüsesorten und grünes Blattgemüse liefern reichlich Betacarotin. Leber, Eier Fisch, Fleisch und Milchprodukte sind direkte Vitamin-A-Lieferanten. Auch weitere für gesunde Augen wichtige Mikronährstoffe wie die antioxidativ wirkenden Vitamine C (Paprika, Brokkoli, Zitrusfrüchte) und E (Nüsse, Trockenfrüchte, Eier) sowie die netzhautschützenden Carotinoide Lutein (Grünkohl, Spinat) und Zeaxanthin (Mais, Brokkoli, Rosenkohl) werden durch bunte Mischkost üppig geliefert.
Eine Empfehlung gibt es auch für die gute Versorgung mit den für eine Vielzahl gesundheitlicher Positiv-wirkungen bekannten Omega-3-Fettsäuren (O3FS). Sie sind für Aufbau und Funktion der Netzhaut sowie Zusammensetzung und Stabilität des Tränenfilms wichtig. Dadurch sind sie für das Feuchthalten der Augenoberfläche relevant und beugen dem bei Skifahrern häufigen Problem trockener Augen vor. Überragende O3FS-Lieferanten sind Fettfische wie Hering, Makrele und Lachs, gefolgt von ausgewählten pflanzlichen Ölen wie Lein-, Raps-, und Walnussöl. Von Nahrungsergänzungsmitteln ist wegen diverser Überdosierungs- und Wechselwirkungsrisiken abzuraten.