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Die Skibrille für jede Gelegenheit

Wer beim Skifahren nur eine Skibrille mitnehmen möchte, braucht entweder verschiedene Scheiben oder Brillen, die sich den Lichtverhältnissen anpassen. Wie gut diese selbsttönenden Gläser sind, wird stark diskutiert. Wir haben nachgefragt und passende Helme gecheckt. Denn: Zu jeder Skibrille gehört der passende Skihelm!
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Riedel

Beim Skifahren muss man sich auf wechselnde Bedingungen einstellen. Mal scheint die Sonne, mal schneit es, und dann kann es auch bewölkt sein. Entsprechend braucht man für eine gute Sicht auch verschiedene Scheiben in der Skibrille, oder man nimmt direkt mehrere Skibrillen mit.  

Denn während dunkel getönte Gläser bei hellem Sonnenlicht die Augen schützen, braucht man bei schlechter Sicht eher Scheiben, die das Restlicht verstärken und die Konturen verbessern. Aber nicht jeder möchte mehrere Skibrillen mitnehmen, und die Wechselgläser vergisst man auch gerne mal im Hotel oder der Ferienwohnung. Daher gibt es selbsttönende Scheiben, die sich den Lichtverhältnissen automatisch anpassen. 

So funktioniert die selbsttönende Skibrille

Vereinfacht gesagt sorgt die einfallende UV-Strahlung dafür, dass sich die Tönung der Gläser ändert“, sagt Florian Riedel, Sports Marketing Manager für den französischen Brillenhersteller Julbo. „Je stärker die UV-Strahlung ist, die einfällt, desto dunkler werden die Gläser und umgekehrt.  

Verantwortlich dafür sind kleine Partikel, die von der UV-Strahlung aktiviert werden und sich verdichten oder ein Gitter bilden. Sobald die Energie der UV-Strahlung nachlässt, wird das Gitter aufgelöst, sodass wieder mehr Helligkeit durch die Linse gelangen kann.“ 

Nachteile der selbsttönenden Gläser

Dieser Prozess funktioniert aber nicht uneingeschränkt. „Dem Tönungsprozess sind Grenzen gesetzt, es dauert seine Zeit, bis die Partikel in der Scheibe auf die UV-Strahlung reagieren“, sagt Armin Vogel, Augenoptikermeister, der in Rösrath das Sportgeschäft alpenstille betreibt. „Nachteile selbsttönender Scheiben zeigen sich beim Skifahren in hohem Tempo und schnellem Wechsel von Licht und Schatten.“  

Je nachdem, wie groß der Unterschied ist, dauert es bis zu 30 Sekunden, bis sich die Gläser den geänderten Bedingungen angepasst haben. „Allerdings gibt es auch neue Entwicklungen, bei denen eine kleine Solarzelle einen Chip und einen Flüssigkristallfilter in der Scheibe mit Energie versorgt. Der Chip passt dabei die Tönung des Flüssigkristallfilters den Lichtverhältnissen an. Diese Scheiben reagieren extrem schnell und benötigen keine Batterie, werden aber bislang nur von wenigen Herstellern angeboten.“ 

© Alpina

Eine Skibrille für den ganzen Tag

Selbsttönende Gläser sind also nicht unbedingt geeignet für kurze, schnelle Abfahrten mit wechselnden Lichtverhältnissen, wie sie beispielsweise Rennläufer öfter mal haben, da sie einfach zu lange brauchen, um sich an aktuelle Bedingungen anpassen zu können. Aber für Hobbyskifahrer, die die Brille für den ganzen Tag oder gar den gesamten Urlaub mit in die Berge nehmen, sind diese Hightech-Teile durchaus attraktiv.  

Denn wenn es morgens noch leicht dämmrig ist und die Sonne etwas braucht, um die Wolken zu vertreiben, mittags dann richtig hell und am Nachmittag vielleicht bewölkt ist, kann man mit der anpassungsfähigen Linse auf weitere Skibrillen oder Scheiben verzichten. 

Eine Skibrille für alle Fälle - oder doch lieber zwei Skibrillen

Aber, was man nicht vergessen darf: Auch wenn sie praktisch sind – selbsttönende Gläser sind wie auch Gleitsichtbrillen im Alltag nicht jedermanns Sache. Das muss jeder für sich individuell ausprobieren! Zudem sind diese speziellen Skibrillen oft etwas teurer, und nicht alle Hersteller bieten anpassende Scheiben an. Dafür gibt es von vielen Anbietern immer mehr Modelle mit Wechselgläsern für verschiedene Lichtverhältnisse, die sich mit wenigen Handgriffen umstellen lassen. Hier hat sich in den letzten Jahren vor allem bei der Funktionalität einiges getan, sodass sich die Wechselscheiben dank ausgefeilter Magnetsysteme in wenigen Sekunden tauschen lassen.  

Ansonsten ist es empfehlenswert, zumindest zwei verschiedene Skibrillen zu haben, eine dunkle für sonnige Stunden und eine mit aufhellender und kontrastverstärkender Funktion, die bei schlechter Sicht zum Einsatz kommt. Denn eines ist klar: Wer sicher am Berg unterwegs sein möchte, muss stets perfekte Sicht haben – und die hat man nur mit einer hochwertigen, perfekt passenden Skibrille, die bei den herrschenden Bedingungen optimal funktioniert. 

Keinen Skihelm ohne Skibrille kaufen

Dass sich in den vergangenen Jahren im Bereich Protektion sehr viel getan hat, gilt auch für das zweite Produktsegment, dass mit den Skibrillen eine Einheit beim Kopfschutz bildet: den Helmen. Die Belüftung wird immer ausgefeilter, das Gewicht leichter, und die Skihelme können immer besser an die jeweilige Kopfform des Trägers angepasst werden. Zudem geben neue Konstruktionen oder Features wie das System „MIPS“ (kurz für Multi-Directional Impact Protection System) oder Computerchips, die Daten über vergangene Stöße und Beschädigungen speichern, noch mehr Sicherheit.  

Deshalb auch der wichtige Hinweis: Alle paar Jahre sollte sich jeder Skifahrer ein neues Set bestehend aus Skibrille und Skihelm zulegen. Dabei geht es nicht nur um höheren Tragekomfort, sondern ein größeres Maß an Sicherheit! Und wer eine neue Skibrille sucht, sollte auf jeden Fall seinen Skihelm mit zum Fachhändler nehmen, da nicht jede Skibrille perfekt zu jedem Skihelm passt.

© Sébastien Baritussio

Komplette Schutzausrüstung

Um die Sicherheitsausrüstung beim Skifahren zu komplettieren, empfehlen wir, neben Helm und Brille, einen Rückenprotektor. Der schützt im Falle eines Sturzes oder bei einem Zusammenprall auf der Piste die Wirbelsäule vor Verletzungen. Hochwertige Top-Protektoren wie etwa von Komperdell sind weich, flexibel, bequem und passen sich dem Körper an. Sie sind häufig in eine atmungsaktive Weste integriert und erfüllen trotzdem alle Sicherheitsstandards. Wer beim Begriff Rückenprotektor immer noch an eine Art Schildkrötenpanzer denkt, sollte im Fachhandel eine moderne Protektorweste anprobieren und sich einmal vom Gegenteil überzeugen. 

Der Faktor Licht

Bei Skibrillen werden Scheiben in fünf Kategorien eingeteilt, und zwar gestaffelt nach der Lichtdurchlässigkeit, also dem Helligkeitsfilter. Brillen der Kategorie „S4“ sind konzipiert für sonnige Tage auf dem Gletscher, „S0“-Modelle für starken Schneefall. Aber ganz wichtig: Der „S“-Faktor hat keine Bedeutung für den UV-Schutz! 

Kat. S0 = extrem lichtdurchlässig, filtert max. 20 % der Helligkeit 

Kat. S1 = sehr lichtdurchlässig, filtert max. 57 % der Helligkeit 

Kat. S2 = wenig lichtdurchlässig, filtert 58–81 % der Helligkeit 

Kat. S3 = hochgradig lichtundurchlässig, absorbiert 82–92 % der Helligkeit 

Kat. S4 = fast komplett lichtundurchlässig, über 93-prozentige Helligkeitsabsorption, also für sonnige Tage 

Helm ist nicht gleich Helm

Bei Helmen gibt es drei grundlegende Bauweisen, die allesamt ihre Vor- und Nachteile haben: 

Hardshell: Wie der Name sagt, haben diese Helme eine härtere und etwas dickere Außenschale, die mit der inneren EPS-Schale verklebt ist. Bei den meisten Helmen ist hier ein Belüftungssystem integriert. Die Hardshell-Konstruktion ist die robusteste Bauweise. 

In-Mold-Helme: Bei diesen Helmen wird die dünne Außenschale aus Polycarbonat mit der Innenschale aus EPS in einem Arbeitsschritt geformt. Die Außenschale ist recht dünn, wodurch Gewicht eingespart wird. Daher kommen In-Mold-Helme meistens beim Touren- gehen und Freeriden zum Einsatz. 

Hybrid: Bei der Mischung aus Hardshell und In-Mold besteht der obere Helmteil, der stabiler sein muss, aus einer Hardshell-Konstruktion, während der untere Teil aus einer In-Mold-Konstruktion besteht.

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