4 Minuten

Carbon-Skistöcke made in Austria

Wir kennen die Firma Komperdell als Hersteller von leichten Tourenstöcken, Protektoren und Schneeschuhen. Zum hundertsten Geburtstag des österreichischen Traditionsunternehmens wollen wir einmal einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Gruppe von Personen mit Skistöcken in den Händen vor Gebäude und Bergen.
©

Komperdell

Als Komperdell 1922 in Wien gegründet wurde, gab es noch keine Hightech-Materialien, keine ultraleichten Skistöcke aus Carbon und keinen Teleskop-Stock zum Tourengehen. Am Arlberg gab es noch keine Skilifte, aber Ski wurde trotzdem gefahren. Oder besser gesagt gelaufen. Denn ohne Lifte mussten die Wintersport-Pioniere die Hänge aus eigener Kraft hinauf gehen.

Und dazu brauchte man natürlich auch die passenden Skistöcke. Diese wurden damals bei Komperdell noch aus Haselnuss gefertigt. Natürlich in Handarbeit. Allerdings merkten die Entwickler bei Komperdell schnell, dass es bessere Materialien für Skistöcke gibt als Holz und so fanden erst Aluminiumstöcke und später dann die extrem leichten Carbonstöcke ihren Weg in die Skiwelt.

Zwei Personen mit Material in den Händen.
© Komperdell

Moderne Skistöcke haben Tradition

Ein Meilenstein in der Geschichte von Komperdell war das Jahr 1983, als die Familie des heutigen Geschäftsführers Thomas Roiser das Unternehmen kaufte und nach Mondsee im beschaulichen Salzkammergut zog. „Komperdell hat immer schon selbst hergestellt“, erklärt Thomas Roiser einen wichtigen Teil der Firmenphilosophie. „Da mein Vater und ich uns als Hersteller sehen, war es für uns auch nie die Frage, ob wir die Produktion an unserem Standort in Mondsee wieder aufbauen. Jede einzelne Maschine wurde neu gekauft und wir sind dort bei null gestartet.“

Mit der Zeit hat sich die Bandbreite an Stöcken erweitert. Neben den Skistöcken kamen auch Wanderstöcke hinzu. Diese gab es in den 80ern noch nicht. Danach kam Nordic Walking Stöcke hinzu. Bei all diesen Stockarten war Komperdell immer Vorreiter. Auch beim Carbonstock und der damit verbundenen Leichtigkeit hat Komperdell den Trend gesetzt. „Heute fühlen wir uns hier am Standort mit der modernsten Stockfabrik der Welt sehr wohl“, betont Thomas Roiser.

Komperdell produziert Skistöcke nachhaltig

Während andere Unternehmen in Übersee fertigen lassen, legt man bei Komperdell großen Wert darauf, dass sie als einziger Stockhersteller die Carbonrohre selbst entwickeln und produzieren. Verwendet werden hierbei ausschließlich hochwertige Kohlefasern sowie Harze. Dabei spielen auch Umweltschutz und Nachhaltigkeit eine große Rolle. So hat die Fabrik in St. Lorenz am Mondsee eine Schadstoffbelastung, die bei einem Prozent des österreichischen Grenzwertes liegt und bei einem Tausendstel eines vergleichbaren Werkes in Fernost.

Der Schadstoffausstoß einer Küche ist höher als der von der Produktion. „Wir haben wir sehr viele Komponenten mit einem hohen Recyclinganteil“, erklärt Thomas Roiser. „Bei uns wird nichts weggeschmissen oder in die Luft gepumpt. Wir möchten bewusst mit unserem Geschäft umgehen und dazu zählt für uns auch das Bewusstsein für die Umwelt. Selbst unser Aluminiumstaub wird aus der Luft gefiltert und der Schmelze erneut zugeführt.“ Die Energie wird aus Wasserkraft gewonnen, die Rohstoffe stammen von umweltbewussten Herstellern, die Lacke sind wasserbasiert und wenn nötig sogar trinkbar. Der Aluminiumstaub wird mit Wasserabscheidern aus der Abluft gefiltert und zu 100 Prozent recycelt.

Zwei Personen vor zahlreichen Komperdell-Skistöcken.
© Komperdell

20.000 Skistöcke pro Woche

Diese Dinge finden im Hintergrund statt und stellen das Unternehmen auf ein solides Fundament. Ein weiterer Vorteil ist aber die schnelle Reaktion auf mögliche Probleme: „Ein Vorteil liegt ganz klar in der Schnelligkeit, mit der wir agieren können“, beschreibt Thomas Roiser die Vorteile einer Produktion in Europa. „Wenn mir ein Prototyp nicht gefällt, gehe ich etwa 50 Meter in die Produktion nebenan und nach einer Stunde haben wir einen neuen hergestellt. Das wäre bei einer Stockproduktion in Fernost nicht möglich.“

Das Ergebnis ist, dass rund 20 Prozent der Stöcke für 40 verschiedene Hersteller bei Komperdell produziert werden. Rund 20.000 Stöcke werden so in einer Woche im Werk am Mondsee hergestellt. Wobei ein großer Teil in Handarbeit gefertigt wird. Laut Geschäftsführer Thomas Roiser sind es bei einem normalen Stock rund 50 Arbeitsschritte, bei einem hochwertigen Modell können es auch bis zu 100 Arbeitsschritte werden.

Die leichtesten Skitourenstöcke

Ein Großteil der Stöcke werden aus Carbon hergestellt. Hier sehen sich die Österreicher als Spezialist, da sie auf eine jahrzehntelange Erfahrung in der Produktion von Skistöcken aus dem leichten aber doch robusten Material zurückblicken können. Wobei Komperdell aktuell nicht nur leichte Tourenstöcke, sondern auch den aktuell leichtesten Schneeschuh der Welt, den Carbon Air Frame, sowie leichte und leistungsstarke Protektoren fürs alpine Skifahren und Freeriden produziert.

Für Tourengeher sind aber vor allem die leichten Carbonstöcke von großem Vorteil. Der ultraleichte C2 Cloud wiegt beispielsweise pro Stock nur 193 g. Vergleichbare längenverstellbare Stöcke aus Carbon beginnen bei einem Gewicht von 253 g. Der Tourenstock ist somit 60 g bzw. aufgerechnet auf ein Paar 120 g leichter aber trotzdem bruchfester als die Konkurrenz. Bei einer durchschnittlichen Bergtour mit ca. 30.000 Schritten bringen diese leichten Stöcke somit eine Gewichtsersparnis von 3,6 Tonnen.

Das könnte Dir auch gefallen

Die besten Skischuhe für sportliche Abfahrten - High-Performance-Skistiefel
High-Performance-Skischuhe sind die sportlichsten Skischuhe auf dem Markt, bei ihnen stehen Stabilität, Kraftübertragung und Präzision im Fokus. Das muss aber nicht zulasten des Komforts gehen. Skischuhspezialist Karl-Heinz Greil erklärt, für welche Fahrertypen die hochsportlichen Skischuhe Sinn ergeben.
6 Minuten
Das beste Bootfitting ist das, das man nicht braucht! - Professionelle Skischuhanpassung
Alle sind sich einig, dass sie ohne Schmerzen mit maximaler Kontrolle am Berg unterwegs sein wollen. Mit den aktuellen Neuheiten kann man definitiv ohne jegliche Beschwerde Ski fahren – auch dank Spezialisten wie Matthias Schmidt, die dafür sorgen, dass selbst Alpinfans mit Problemfüßen maximalen Tragekomfort erfahren.
6 Minuten
Nie mehr Skifahren ohne Rückenprotektor - Gut geschützt auf der Piste
Wer sich beim Skifahren vor schweren Verletzungen bestmöglich schützen möchte, sollte neben einem Helm auch einen Rückenprotektor tragen. Nicht nur im Gelände, auch auf der Piste!
6 Minuten
Die besten Skischuhe für jeden Skifahrer - High Performance Boots
In den Skischuhen entscheidet sich, ob eine Abfahrt Spaß macht oder ob man den Skitag schon nach wenigen Schwüngen lieber wieder beendet. Unser Experte erklärt, was einen guten Skischuh ausmacht und warum man als Hobbyfahrer nicht unbedingt den sportlichsten Boot wählen sollte.
5 Minuten